Bericht einer Schülerin:
Für das Landwirtschaftspraktikum, welches während drei Wochen für jede 9. Klasse einer Waldorfschule stattfindet, ging es für Lotta, Amelie und mich auf einen idyllischen, kleinen Biohof in der Nähe von Straßburg, FR.
Die Reise begann mit einer 8-stündigen Zugfahrt dorthin, die wir, dank hervorragender Organisation, ohne größere Zwischenfälle zu dritt meisterten.
Wir wurden am Bahnhof abgeholt und mieteten als erstes Fahrräder. Diese leisteten uns die ganze Zeit über gute Dienste. ...
Wir wohnten nämlich nicht auf dem Hof selber, sondern in einer kleinen „Ferienwohnung“ bei Bekannten der Bauern im selben Dorf. Auch dort wurden wir spätabends sehr lieb begrüßt. Wir konnten also das Klischee, Franzosen seien arrogant, sehr frühzeitig begraben……
Am nächsten Tag, einem Sonntag machten wir uns zunächst einmal mit der Umgebung vertraut. Wir kurvten mit den Rädern im Dorf herum und kauften das Nötigste ein ( in Frankreich sind die Läden bis 12 Uhr auch sonntags geöffnet).
Später nahm uns Madame Schäfer, die Besitzerin der Ferienwohnung, mit zum Hof. Dort lernten wir die Familie kennen, machten einen kleinen Hofrundgang und sahen auf dem Feld, was uns die nächsten Tage erwarten würde: Erdbeeren!
Als am nächsten Tag dann unser Praktikum startete, ging es aber zuerst einmal ans Schweine füttern, Hasen ausmisten, Hühner, Enten, Gänse, ein Truthahn und sogar ein Pfau wurden mit Futter versorgt.
Der Hof ist eine „ferme educative“, es kommen also täglich mehrere Kindergärten sowie jüngere Schulkinder, um einen Bauernhof zu erleben.
Aus diesem Grund hat der Hof viele Tiere, die allein zum „Lernzweck“ gehalten werden. So gibt es beispielsweise 2 Kühe:
Die eine ist eine große, eher hagere Kuh mit großem Euter. Die andere Kuh ist kleiner und eher kräftiger, das Euter ist im Vergleich kleiner.
So kann man den Unterschied zwischen einer Milchkuh und einer Fleischkuh „hautnah erleben“.
Später ging es dann aufs Feld zum Erdbeeren pflücken. Wir hatten genau die 3 Wochen Erdbeersaison erwischt…
Zuerst gingen wir mit einer extremen Begeisterung ans Werk, die sich spätestens nach 3 Stunden legte. Es ist nämlich eine einigermaßen mühselige Arbeit - auch wenn man ständig naschen kann (was wir manchmal sogar ZU ausgiebig getan haben:-).
Der Hof besitzt viel Land, wo neben 5 großen Gewächstunnels auch noch viel Platz für u.a. Salat-, Zucchini-, Kürbis-, Bohnen-, Mais-, Rhabarber- sowie natürlich Erdbeerfeldern bleibt.
Während der 3 Wochen ernteten wir Zwiebeln, Rhabarber, Gurken, Spitzkohl und vieles mehr. Außerdem pflanzten wir mit altertümlichen Geräten und Maschinen, die heute nur noch auf kleinen Höfen benutzt werden, Lauch, Bohnen, Kürbisse etc. Natürlich war auch jäten angesagt. Eine weitere Aufgabe war, in den Plastiktunnels Tomaten auszugeizen und hochzustecken.
Zu Mittag aßen wir stets mit der Bauernfamilie. Das war immer sehr schön und dort ist man auch am meisten zum französisch sprechen gekommen. Die Familie war sehr lieb und ist uns immer mehr ans Herz gewachsen. Vor allem von den jüngsten Familienmitgliedern, Emilie und Jordan (3 und 4 Jahre) ist uns der Abschied schwergefallen.
An den Wochenenden ging es jeweils nach Straßburg. Dort waren wir dank der Fahrräder schnell.
Wir hatten von Herrn Brunel ein Quiz mitbekommen, womit wir in dieser grossen Stadt nicht zu sehr herumirren mussten. Wären wir „unvorbereitet“ nach Straßburg gegangen, hätten wir uns wahrscheinlich nur in der Fußgängerzone aufgehalten ( die genauso ist, wie überall…)
So konnten wir aber auch die eher versteckten Winkel der Stadt erkunden, wie zB das Studentenviertel, wo wir neben der tollen Architektur (nämlich sehr alte Fachwerkhäuser, die nur wenige Straßen weiter von imposanten, modernen Gebäuden abgelöst wurden) auch einen kleinen Handwerkermarkt und „echte“ französische Cafés bewundern und besuchen, in denen man nicht, wie es in der Fußgängerzone der Fall ist, nur Fertigwaren bekommt, während man sich mit hunderten anderen Touristen zusammendrängen muss.
Wir besuchten natürlich die berühmte Kathedrale von Straßburg, machten Spaziergänge an der Ile, aßen uns durch alle Eisdielen durch und aßen natürlich - ganz à la l’alsacienne - Flammkuchen!
Für mich bleibt dieses Praktikum als ein ganz besonderes, schönes und auch lehrreiches Erlebnis.
Einerseits haben wir die Landwirtschaft und auch die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, einen kleinen Biohof zu betreuen, kennengelernt. Wir haben mit Tieren gearbeitet, gelernt was für eine riesen Arbeit dahintersteckt, bis eine Erdbeere, eine Tomate oder was auch immer auf dem Teller landet.
Dadurch haben wir auch die höheren Preise bei Bio-Produkten nachzuvollziehen gelernt, und deren Wichtigkeit besser verstanden.
Andererseits haben wir neue Menschen kennengelernt, das Leben in einem Familienbetrieb miterlebt und - (fast) ganz nebenbei - deren Sprache besser gelernt. Wir haben nämlich jeden Tag auf französisch Tagebuch geführt und konnten so unsere täglichen Begriffe lernen und verwenden.
Auch war es eine tolle Erfahrung Straßburg kennenzulernen, eine so große, bunte und lebendige Stadt!
Wir haben die Feststellung gemacht, dass es durchaus Unterschiede zu unserem zu Hause hier gibt.
Wir erlebten drei friedliche Demonstrationen um die Themen Anti-Homophobie und Anti-Rassismus. Dies bewies uns, dass man in Straßburg sehr engagiert ist.
Auch an der Kleidung erkannten wir Unterschiede: die Franzosen, die wir sahen, waren eindeutig schicker und modebewusster, verglichen mit den Leuten, die man sieht, wenn man sich in Cuxhaven oder Bremerhaven umschaut.
Es gäbe noch unzählige Anekdoten, Geschichten, Eindrücke und Erlebnisse zu schildern.
Ich war sehr froh dieses Praktikum von Herrn Brunel ermöglicht zu bekommen und hatte auch in Amelie und Lotta die besten Begleiterinnen, die ich mir nur wünschen konnte!
Cosima Ulrich
Die Vermittlung des Hofes war einmalig und kam über einen persönlichen Kontakt des Klassenbetreuers zu den Hofbesitzern zustande. Der beschriebene Hof bietet ansonsten keine Praktikumsplätze für das Landbaupraktikum an.
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